Ich bin weder Kenner der Blues Szene, noch würde ich mich als großer Fan dieser Musikrichtung betitulieren. Das liegt sicherlich daran, dass mir diese Musikform nicht allzu häufig im alltäglichen Musikumgang über den Weg läuft. Trotzdem gibt es immer wieder Leute, die diese Einflüsse in ihre Musik stärker übernehmen und auf die ich in irgendeiner Form aufmerksam werde. Gary Moore, Frank Diez oder Sonny Landreth haben sich so schon einen Platz in meinem musikalischen Universum sichern können. Nun gesellt sich ein britisches Bluesküken zu diesen großen Namen dazu – Dani Wilde!
Zu ihr bin ich gekommen, wie die Jungfrau zum Kind! Ein persönliches Konzertexperiment, bei dem ich hin und wieder für mich unbekannte Musiker bei ihren Livegigs besuche, brachte mich zu dieser stimmgewaltigen Bluesmusikerin. Sie tourte gerade mit den „Girls with Guitars“ im letzten Sommer auch vor meiner Haustür vorbei. Was ich dort an musikalischer Hingabe auf der Bühne erleben durfte, war phänomenal! Da müssen sich altgediente Meister ihres Fachs ganz gewaltig strecken , um bei so einer Performance mithalten zu können.
Der Rest ist schnell geschrieben. Die Ankündigung, die positiven Reaktionen in der Fachpresse und vor allem die überzeugenden Einblicke in ihr 3. Soloalbum war dann der endgültige Auslöser, sich dieser Produktion zu verschreiben. Schon allein die Aufmachung der CD „Juice me up“, die als schwarzes Vinylimitat ausgelegt ist, tut sein Übriges. Dabei wurde nicht nur unspektakulär die nicht beschriebene Seite der CD im Vinylprint bedruckt, sondern gleich die gesamte CD in Schwarz gehalten, sodass die eigentlichen Rillen auf der Datenseite der CD völlig verschwinden und einer spiegelähnlichen Fläche weichen. So etwas nenne ich doch schon einmal eine Idee, die für einen visuellen Effekt beim ersten Auspacken sorgt.
Das ist aber nur die Ouvertüre für die nächsten 13 Songs, die Dani Wilde und ihr Team auf diesem Album veredeln. Dabei wirkt Dani wie ein Chamäleon, das ständig seine Farben wechselt, ohne den eigentlichen Charakter ihrer Musik zu verlieren. Wild mischt sie verschiedene Musikformen zusammen und bringt diese dem Blues näher. Ob Rock ’n’ Roll bei „Let me Show you“, dass mir schwarz/weiß Bilder von vielen Dokumentationen über diesen revolutionären Musikstil aus seinen Anfängen ins Gedächtnis spült, ob countryähnliche Klänge bei „Walk out the Front Door“, ob ein wenig Slide Guitar Feeling bei „All i need“, ob Santana – Feeling bei „Mississippi Kisses“ oder eine starke Bluesrocknummer bei „Juice me up“, die auch die alten Männer mit den langen Zottelbärten in ihren besten Jahren hätten machen können – es bleibt im Endeffekt der Dani – Style, der durch ihre charismatische Stimme gekennzeichnet wird.
Gut, gerade „Juice me up“ hätte ich mir vielleicht ein wenig mehr noch in Richtung drum – orientierte Nummer gewünscht. So einen Eric Singer oder Bertram Engel hätte dieser Nummer noch ein wenig mehr Hitpotential gegeben. Das ist dann aber schon der einzige Kritikpunkt von meiner Seite. Beachtlich!
Vielmehr möchte ich noch die ruhigeren Songs „Whos loving you“ und „Falling“ herausheben, die in ihrer Eigenart für mich den leidensfähigen, puren Blues verkörpern. Hier spielt Dani Wild ihre ganze Stärke ihrer Stimme aus und gibt diesen Songs Seelentiefgang bis zum Gehtnichtmehr, dazu noch ein geschickter Einsatz ihrer E – Gitarre! Damit wird Gänsehaut garantiert – zumindest bei mir.
„Sweet Inspiration“ und „I will be waiting“ setzen dem Album die Krone auf. Hier dokumentiert Dani Wilde eindrucksvoll, dass sie auch ohne musikalische Begleitung es vermag, Musikinteressierte zu fesseln, auch wenn sich die ganze Welt damit nicht erobern lassen wird. Ich hab mich gern erobern lassen und es nicht bereut!