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Das ist es also! Das Solo Album vom Nightwish Keyboarder Tuomas Holopainen, was mich seit einigen Monaten gedanklich beschäftigt. Wieder einmal habe ich eine Geschichte begleiten dürfen, die sich außerhalb der eigentlichen Schemen einer Band oder eines Musikers bewegen und die mich neugierig genug gemacht haben, um mich mit dieser intensiv zu beschäftigen.
Das Album „The Life and Times of Scrooge“, bei dem sich Holopainen von der gezeichneten Geschichte über Dagobert Duck aus den 90ern inspirieren ließ, darf sich nun als eine der hochwertigen Empfehlungen meinerseits in meiner „Orchester trifft…“ Sammlung präsentieren. Dabei geht Tuomas sehr weit von dem Weg, was man mit den Songs von Nightwish in Verbindung bringt. Das ist wohl die größte Erkenntnis, die ich beim ersten Hören des Album gewinnen konnte.
Ich habe mir dabei die Nuclear Blast Sonder Edition gegönnt, die neben der Instrumental Version ein ca. 60 x 30 großen Druck des Cover als Wandbild enthielt, was einen besonderen Platz in meinen vier Wänden bekommen wird. Über die Geschichte, die der Musiker verarbeitet, möchte ich nicht all zu viele Worte verlieren. Der Comic ist nicht in meinem Besitz, was sich bei mir aber als wenig störend etabliert hat. Mir geht es rein um die Musik! Die Geschichte zur Geschichte habe ich in einen meiner letzten Ausführungen ausführlich behandelt. Das sollte aus meiner Sicht reichen!
Musikalisch überrascht Holopainen gleich ordentlich, indem er sein Soloprojekt gerade zu extrem von seiner Haupttätigkeit bei Nightwish abtrennt und neben den Gastmusikern Johanna Kurkela, Johanna Livianainen und Tony Kakko (Sonata Arctica) nur das „Moorstone Orchestra“ in das Projekt einbindet. So bekommt dieses die zentrale Rolle des Projekts aufgedrückt, was es hervorragend löst. In einigen Ausführungen der schreibenden Zunft konnte man vor Monaten schon lesen, dass sich das Orchester aus Musikern des London Philharmonic Orchestra zusammensetzt. Im Booklet ist dieses nicht nachzuvollziehen. Lassen wir das einfach einmal so stehen!
Was bekannt ist, ist die Tatsache, dass Tuomas Holopainen für die Kompositionen der Musik verantwortlich zeigt. Hilfe bekam er bei den Arrangements für Orchester und Chor von Philip Malcolm Williams, der sich als Produzent einiger Alben von Status Quo weltweit einen Namen gemacht hat.
Die einzelnen Songs funktionieren auf ihre ganz eigen Weise und siedeln sich wirklich in einem soundtrackähnlichen Gefüge an, bei dem Holopainen komplett aus dem Metal verschwindet. So vermitteln die einzelnen Tracks eine gewisse Stimmung, die bestimmt im Zusammenhang mit den einzelnen Geschichten des Dagobert Duck Comic stehen. Aber auch ohne dieses Vorkenntnis kann die musikalische Umsetzung überzeugen. Die Stimmen von Johanna Kurkela und Johanna Livianainen fügen sich harmonisch in das Gesamtkunstwerk ein und vermitteln zeitweise einen elfenhaften, vielleicht schon märchenhaften Sound. Auch Tony Kakko steht den Mädels in nichts nach und kann mit seinem eher gedämpften Stimmlage bei „Cold Heart of the Klondike“ eine Menge bei mir erreichen.
Aus meinem Blickwinkel heraus scheint man einem Menge Wert auf die emotionale Wirkung der Songs gelegt zu haben. Hier wechseln sich düstere und traurige mit leichten und lebenslustigen Momenten ab. Es ist eine gewisse Abenteuerlust genau so zu spüren, als auch eine monumental gedrückte Atmosphäre greifbar. Die Mischung aus instrumentalen Songs und Tracks mit songähnlichen Fragmenten ist mehr als gelungen.
Aber es ist nicht alles Gold was glänzt! So mag ich von je her nicht, wenn sich ein Erzähler ( Alan Reid) in so einem Werk breit macht. Die Songs „Glasgow 1877„ und „The Last Sled“ leiden in meinen Augen darunter und es wird ein wenig die wunderschöne Atmosphäre der Lieder zerstört. Das ist aber aus meinem persönlichen Geschmack heraus geschrieben und kann bei Ihnen dementsprechend anders aussehen. Auch „Dreamtime“ fühlt sich für mich etwas gewöhnungsbedürftig an, obwohl der Song mit seinem schwermütig und monumental wirkenden Charakter gute Züge aufweisen kann. Hier würde ich bei allen drei Songs klitzekleine Abstriche in ihre Wirkung machen. Damit sollten die Hauptverantwortlichen leben können.
Das Projekt funktioniert durch seine Gesamtheit. Es kann als Soundtrack oder Comictrack beworben werden, ohne dass man sich damit zu weit aus dem Fenster legen sollte. Durch den Einsatz von Orchester und Chor, als tragendes Gerüst des Projekts, hat das Album eine wunderschöne Atmosphäre geschaffen, die sich von ähnlichen Projekten deutlich abheben kann. Auch die klare Trennung des Solo – Projekts vom täglichen Geschäft Holopainens bei Nightwish hat dem Album ein eigenständigen Charakter verliehen, der deutlich zeigt, was für Qualitäten in dem finnischen Keyboarder stecken. Wer hinter dem Album ein reines Sound – Metal – Gewitter ala Nightwish erwartet, der wird sich nicht recht damit anfreunden können. Wer gern auf experimentelle Ausschweifungen steht, der wird in diesem Album genug Stoff finden, mit dem er sehr gut leben kann. Ich denke sogar, dass Freunde von Filmmusik hier voll auf ihre Kosten kommen. Damit hat Holopainen gewiss auch einen cleveren Schachzug gelandet, um weitere Musikfreunde in die Fänge von Nightwish zu locken!
Von mir gibt es 47 von 50 möglichen Punkten für die 10 Songs des Album, eine Nominierung zu meinem Album des Jahres und eine Platzierung in den Top 5 meiner „Orchestra meets…“ Rangliste. Herzlichen Glückwunsch!