Archiv für den Tag: November 17, 2014

Damals habe ich Carl Carlton als eigenständigen Musiker gar nicht so richtig wahrgenommen.

Achtung: Text enthält unbezahlte Werbung, wegen Namensnennung!

Kurz vor dem Jahresabschluss kommt noch ein neuer Longplayer in meine vier Wände. CARL CARLTON veröffentlicht mit LIGHTS OUT IN WONDERLAND sein fünftes Studio Album. Sechs Jahre ist aber auch eine verdammt lange Zeit! Denn 2008 erschien mit „Songs for the Lost and Brave“ das Vorgängeralbum zu „Lights Out in Wonderland“.

Damals habe ich Carl Carlton als eigenständigen Musiker gar nicht so richtig wahrgenommen. Dieses änderte sich erst, als ich die Möglichkeit (irgendwo in Deutschland) bekam, mich sehr intensiv mit diesem Longplayer auseinander setzten zu können. Eine Erinnerung, die mir aber bis heute sehr positiv im Gedächtnis hängen geblieben ist! Es führte sogar dazu, dass ich dem Album „Songs for the Lost and Brave“ die Krone meiner persönlichen Albenkäufe eines Jahres zugewiesen habe, auch wenn das Album im Jahr 2009 schon mehr als zwölf Monate auf dem Buckel gehabt hat. Ich kann mich in diesem Jahr aber auch an kein Album erinnern, was mich mehr beeindrucken konnte.

Spätestens da ist der Musiker Carl Carlton für mich aus seiner Sideman Rolle herausgetreten. Ich möchte hier nun nicht die vielen bekannten nationalen und internationalen Stars aufzählen, mit dem Carlton in den letzten Jahren Musik gespielt oder produziert hat. Als Gitarrist ist er schon lange Botschafter der deutschen Musikkultur. Seine Beteiligungen an dem „Sidemans Journey“ Projekt von Klaus Voorman und dem „Toast for Freedom“ Projekt zum 50jährigen Jubiläum von Amnesty International zeugen davon.

„Lights Out in Wonderland“ habe ich mir in einer Version zugelegt, die ich so in der heutigen Zeit nicht all zu oft wiederholen würde. Ich denke, dass hier auch die Musik von Carl Carlton eine gewichtige Rolle gespielt hat. Diese positioniert sich zwischen Woodstock und der aktuellen Zeit. So konnte ich mir vorab gut vorstellen, dass die neuen Songs auf einer Vinyl recht passabel rüberkommen würden. Das erste Durchhören bestätigte mir dieses eindrucksvoll! Handgemachte Musik scheint dabei ordentlich schwer zu wiegen. Zumindest habe ich diesen Eindruck gewonnen, als ich die erste schwarze Kautschuk Scheibe auf meinen Plattenteller legte. Der direkte Vergleich zu den Schallplatten aus der zweiten Hälfte der 80er des letzten Jahrtausends bestätigten mir dieses Gefühl.

Viel wichtiger ist aber der Inhalt: Respekt Herr Carlton, da haben Sie aber einmal richtig einen rausgehauen! Musik mit sehr viel Liebe zum Detail. Der Anspruch, der hinter jedem einzelnen Lied steckt, kann sich sehen lassen. Sie sollten somit bei denen Gehör finden, die nicht nur auf einer radioverseuchten Mainstream Welle surfen. Der Sound, der sich aus den Lautsprechern meines altehrwürdigen Plattenspielers herauswindet, ist großartig!

Carl Carlton lässt auf dem Album gar nicht so den Rocker heraus hängen. Vielmehr wirken die Songs in sich gekehrt, aber mit einem starken Hang zum melodischem Gefummel. Sie strahlen eine Ruhe aus, ohne dass diese in der weiten Welt der Langeweile verschwinden. Schon nach „Moonlight in New York“ habe ich alles zur Seite gelegt, um mich direkt dem Album zu widmen. Das ist aus meiner Sicht ein gutes Zeichen! Voll in der Musik versunken höre ich dem kleinen Man im Radio seinen „Strawberry Letter # 23“ an den Musikfreund bringen. Müsste ich nicht alle drei Songs die Platte drehen, so würde ich wohl in dem Wunderland verschwinden, was Carl Carlton mit seinem Album erschaffen hat.

Er verschraubt Blues Elemente mit akustisch klingenden Gitarren, die einen ganz eigenen Sound hervorbringen. Spätestens bei „Sailin‘ Shoes“ ist dieses wirklich zu vernehmen. Ich finde sogar, dass Carl Carlton ganz leicht im Country Style ein wenig wildert und ihn mit seinem Rock zusammenbringt. Bei „Mutineer“, „Annie“ und „Rock and Roll Gypsies“ würde ich dieses so beschreiben wollen. Womit ich geradewegs bei der zweiten Scheibe des Albums angelangt bin, die sich in der Art und Weise an die erste anfügen und zu einem gelungenen ganzen verbinden kann. Es macht richtig Spaß, die Nummern zu hören! Sie bringen ein ganz eigenartiges Gefühl in den Raum und dieses fühlt sich sehr positiv an.

Mit Verlaub, aber wenn ich vorab nicht etwas davon gelesen hätte, dass „Sailin‘ Shoes“, „Rock and Roll Gypsies“ und „Mutineer“ Cover Versionen sind, ich hätte es nicht einmal gemerkt. Das spricht für die Umsetzung der Songs, aber auch dafür, dass ich in der Musik vorhergehender Generationen nicht all zu sattelfest bin.

So habe ich mit „Lights Out in Wonderland“ nun wieder einmal ein Album, was sich stark von anderen Veröffentlichungen seiner Art unterscheiden kann. Carl Carlton hat eigene Spuren in den Sand der Musiklandschaft getreten, die mir nicht all zu bekannt gewesen sind. Dafür gibt es von mir einen fetten Daumen nach oben und eine gutgemeinte Kaufempfehlung für dieses Album….