Extrablatt No. 03 / 2022
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Es ist wieder an der Zeit, meine Alben - Empfehlungen des Jahres ein wenig näher zu umschreiben. Das dieses eine subjektive Geschichte darstellt, möchte ich auch in diesem Jahr denen vorab an die Hand geben, die vielleicht zum ersten Mal hiermit konfrontiert werden. Die genannten Alben bekommen weder eine größere Aufmerksamkeit, noch hat mein Favorit der letzten 12 Monate überhaupt etwas davon. Die Aufmerksamkeitswerte für dieses kleine Hobby - Projekt sind dafür einfach nicht ausgelegt. Und das gefällt mir sogar sehr! Denn so ist sichergestellt, dass auch weiterhin die Musizierenden und Bands dafür verantwortlich sind, wo ihre persönliche Reise hingehen wird!
Meine musikalische Orientierung (https://180grad-fm.de/musikgeschmack-und-musikrichtungen/) ist eigentlich nur dafür verantwortlich, welche Art der Musik und welche Alben hier nun eine größere Rolle spielen. Zu ihr zählt #Rock, #Blues und #Metal mit diversen Unterkategorien. Um überhaupt in eine dieser Schubladen einziehen zu können, bedarf es aber noch einer subjektiven Emotion des Gefallens meinerseits. Dass dieses bei weitem nichts damit zu tun hat, dass die anderen Veröffentlichungen als schlecht zu bezeichnen sind, sollte jedem von Euch einleuchten.
Die Ersten, die Anfang des Jahres mein Interesse erweckt haben, ist eine Formation von der schwäbischen Alb. Sie sind mir vor einigen Jahren zufällig vor die Füße gefallen und haben mir eine Menge Respekt und Verwunderung abgerungen. Allein dass sie sich dem glorreichen Stadionrock der 80er Jahre verschreiben ist für mich auch heute noch ungewöhnlich, aber mehr als interessant. Seit dem Album „Generation Godbye“ aus dem Jahr 2016 begleite ich aus der Entfernung ihren Weg. Mit ihrer Gitarren waren sie damals schon fast 10 Jahre unterwegs, um die Welt zu erobern. Mittlerweile haben sie sich eine deutschlandweite Aufmerksamkeit und Auftritte in Wacken selbst erkämpft.
Bis an die Spitze der Charts (Platz 2) hat es, mit dem diesjährigen Album „Not the End of the Road“, noch nicht ganz gelangt, aber dieses werden sie in den kommenden Jahren ganz sicher bewältigen und noch mehr zu dem musikalischen Hard Rock Exportschlager aus dem Ländle avancieren. Allein weil ich bei dieser Band ein ähnlich gutes Bauchgefühl empfinde, wie bei Dani Wilde (British Blues Award Gewinnerin), Mono INC. (No. 1 Deutsche Album Charts) oder dem Musikprojekt Avantasia von Tobias Sammet (No. 1 Deutsche Album Charts), bin ich gespannt, wo sie sich in Zukunft positionieren werden. Für mich spielt es dabei keine Rolle, wo Kissin Dynamite ihre Live - Auftritte durchführen!
Das erste Durchhören bestätigt das, was einige Fachkräfte der schreibenden Zunft in ihren Ausführungen bewegt hat. Nämlich dass die Musik unheimlich reif daherkommt. Kissin Dynamite bieten auf dem Album einen soliden und schnörkellosen Hard Rock. Ich kann aus meiner Sicht aber nur zwischen „Generation Goodbye“, einigen Videodarbietungen und Newsbeiträgen zwischendurch und „Not the End of the Road“ vergleichen. Trotzdem fühlt es sich für mich so an, als ob sie musikalisch unheimlich erwachsen und abgeklärt geworden sind.
Die Nähe der Songs zur Radiotauglichkeit hebt das Album (aus meiner bescheidenen Sicht) sogar noch ein Stück weit höher. Damit gehören sie zu den wenigen Leuten, die das Ansehen einer Musik aus der guten alten, in meinem Herzen mittlerweile sogar vergötterten, Zeit nicht nur in Ehren halten. Sondern sie leben es im hier und heute weiter und auch damals gehörten bekanntlich die Balladen einfach schon zum guten Ton so einer Band. Sie stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass Stadionrock auch im 21. Jahrhundert immer noch funktionieren kann.
„Not The End Of The Road“, „What Goes Up“, „Good Life“, „No One Dies A Virgin“, „Defeat It“ und „Scars“ sind für mich die Sternstunden auf dem Album, wobei die restlichen Songs ihnen in keinster Weise nachstehen. Dieses Album in seiner Gesamtheit erleben zu dürfen, ist ein Ohrenschmaus!
Apropos Ohrenschmaus - da wird es doch Zeit meine verlotterten Jeans, mein verschlissenes Shirt und mein Holzfällerhemd mit „H - Kennzeichen“ aus dem Lumpensack zu zerren. Kurze Schnüffelprobe … schniiiiiiiiiiiiiiiiiiiief … - o.k., ich halte es zumindest noch aus! Also los, meine Arbeiterklassenkampf - Mütze tief ins Gesicht gezogen und ab in mein bevorzugtes „Irish - Pup“. Ein gut gekühltes Kilkenny und Fish & Chips warten dort tagsüber immer auf meine Wenigkeit, selbst wenn ich solche Besuche innerhalb eines Jahres an einer halben Hand abzählen kann. Fehlen eigentlich nur noch passende neuen Songs dazu!
Diese liefern in diesem Jahr stilecht „Dropkick Murphys“ aus Quincy. Wobei man hier auch getrost mit Boots und Cowboy – Hut in das irische Pub einmarschieren könnte. Denn die Nähe der Songs zum Country ist auf dem Album „The Machine Still Kills Fascists“ selbst für so einen ungelernten Musikkonsumenten wie mich unüberhörbar. Dass die Texte der Songs aus dem Nachlass eines gewissen Woody Guthrie stammen sollen, ist dabei aber nicht mehr als eine Randnotiz! Der Name ist mir bis dato nicht untergekommen und bringt mich dadurch auch nicht weiter. Wer mehr über diesen Texter erfahren möchte, der darf sich gern selbst auf die Suche nach Spuren im Web begeben.
Viel wichtiger ist für mich die Musik, die sich, gerade bei den ersten beiden Songs, eher wie ein ausgelatschter Schuh eines alten Italo – Western anfühlt, den man beim Entrümpeln des eigenen Dachbodens in die Finger bekommt. Das sollte aber das einzige Manko auf dem Album der irisch – amerikanischen Punkrock Formation bleiben. Denn sobald sich der alte Gaul eines schnelleren Tempos bemüht, wird aus dem Album eine hörens- und empfehlenswerte Sache. „All you Fonies“ „The last one“ „Waters are A’Risin“ „Where Trouble is at“ oder „Dig a Hole“ zeugen eindrucksvoll davon.
Mein persönliches Highlight wird durch ein eher ruhiges Duett mit der amerikanischen Country Sängerin Nikki Lee gekennzeichnet.„Never git drunk no more“ entfaltet sich wie ein typischer irischer Folk Song im akustischen Singer-Songwriter Stil, von denen es eventuell doch einige mehr geben könnte. Sei es, wie es ist! Das Album darf sich gern in meinem kleinen musikalischen Universum einen Platz sichern und wird auch in Zukunft in meinen vier Wänden eine Rolle spielen, wo schon der ein oder andere Underdog sich einen festen Platz sichern konnte.
Underdog?!? Einen besseren Übergang zu meiner dritten Empfehlung kann es nicht geben. Wobei gerade der Avantasia Mastermind Tobias Sammet nicht zu diesen zu zählen ist. Ich begleite seit Jahrzehnten dieses Sideprojekt, was sich für ihn mittlerweile als Hauptspielwiese der musikalischen Ausschweifungen etabliert hat.
In seiner nunmehr 9. Staffel des Metal Projekts begegnen sich schräge Typen der Moonflower - Gesellschaft, um einen gemeinsamen Abend der Finsternis zu verbringen. Wer Avantasia kennt, der dürfte sich an die Besetzung der Rollen mit befreundeten Musikern, an eine gewisse Theatralik in den einzelnen Songs und ein phänomenales Songwriting eigentlich gewöhnt haben und es vielleicht als „immer das Gleiche“ lapidar abstempeln.
Aber dem ist halt nicht so! Tobias Sammet glänzt genau da, wo ähnliche Musikprojekte ausrechnbar im seichten Fahrwasser nur noch so dahin schippern. Tobi gelingt es immer wieder, die Fachpresse zu überraschen, die Hardcore Fans zu irritieren und gleichzeitig auf seine persönliche Avantasia – Reise erneut mitzunehmen. Keiner kann dabei vorab sagen, wo sich die neue Auflage der Geschichte musikalisch einordnet und keiner kann anhand eines erschienenen Albums mittlerweile voraussagen, wie der Nachfolger nur im Ansatz klingen könnte. Und genau dieses Unberechenbare gehört zu einem der größten Verführer, die Avantasia heute zu bieten hat und macht es für uns Fans mehr als einfach nur spannend. Schon allein weil wir alle wissen, dass dem Sammet zuzutrauen ist, dass er bereit ist, sich musikalisch experimentierfreudig aus dem Fenster zu hängen.
So präsentiert er auf dem Album „A paranormal Evening with the Moonflower Society“ eine gesunde Mischung aus orchestralen Hard Rock Balladen, brillanten Metal Hymnen, Power- und Heavy Metal bis hin zu arabesken Folk Metal. So eine Vielfalt muss man erst einmal bei anderen Produktionen auf einem einzigen Album finden. Schon allein der Einstiegssong „Welcome to the Shadows“ lässt im Refrain keine Wünsche mehr offen und das Kristall in der Vitrine ordentlich vibrieren. Ein von der Fachpresse viel gepriesenes „Back to the Metal Opera“ lässt sich für mich am deutlichsten bei den folgenden 3 Tracks bestätigen. „The wicked Rule the Night“, „Kill the Pain away“ und „The inmost Light“ haben auch für mich das Zeug, um unauffällig in einer der älteren Produktionen der Avantasia – Serie unterzukommen. Dabei wirken sie weder angestaubt noch abgedroschen!
Dass Tobias Sammet ein Gott in Sachen Metal Hymnen ist, ist weltweit bekannt und stellt er eindrucksvoll auf diesem Album wieder unter Beweis. Falls es ein Lehrbuch für solche Sachen geben sollte, dann müssten „Misplaced among the Angels“ und „I tame the Storm“ als gelungene Lehrbeispiele wohl dort aufgeführt werden. Wer es kann, der kann es halt und ist sich auch nicht zu schade, mit der orchestralen Hard Rock Ballade „Paper Plane“, gleich richtig noch einen drauf zu setzen. Da iss er halt wieder, der gewisse eine, der sich mutig aus dem Fenster des 10. Stock bammelt. Abnehmer sollte es dafür mehr als genug geben. Mich würde es auch nicht wundern, wenn „The Moonflower Society“ in dem ein oder anderen verschwitzten Lederkutten Disco Tempel seine Verwendung finden würde.
Und wenn man schon einen Verweis auf die Anfänge mit „The Metal Opera“ zelebriert, so darf man das 10-minütige „Arabesque“ wohl irgendwo in der Neuzeit des Projekts ansiedeln, wo Sammet unglaublich theatralisch und bombastisch unterwegs gewesen ist und die Überlänge der Songs zum guten Ton gehört haben mag. Trotzdem ist „Arabesque“ ein detailverliebter und perfekt produzierter Song, der als Rausschmeißer des Albums mächtig Eindruck schindet und schon jetzt Sehnsucht nach einer weiteren Folge dieses Epos weckt. Ich denke, wir dürfen gespannt sein, wo die Reise von Avantasia dann wieder hingehen wird.
Damit bin ich durch und Ihr habt meine drei Favoriten des Jahres vor den Augen. Aber auch Ronnie Atkins, Warkings, Null Positiv, When River Meets oder Robert Jon haben dazu beigetragen, dass ich (in diesem abgelaufenen Jahr) die ein oder andere Sternstunde in meiner kleinen heilen Welt erleben durfte. Es sind natürlich nur subjektive musikalische Leckerbissen, die sich mit meinem Geschmack vereinbaren lassen. Euer musikalisches Umfeld würde ja auch nur so aussehen, wie es Euch emotional am besten gefällt…
In diesem Sinne einen guten Rutsch, viel Gesundheit
und alles Gute fürs neue Jahr!