Gern begebe ich mich in die „schwarze Szene“, um mir neue musikalische Einflüsse zu erschließen. Dabei ist der Bezug zu bekannten Bands und Stilistiken immer ein gutes Mittel. So auch bei „Die Hölle muss warten“ von Alexx Wesselsky und Jochen Seibert, die gemeinsam die Formation EISBRECHER stellen. Beide habe ich vor einigen Jahren schon Live in einer kleinen Gemeinde namens Untermarchtal (Donau) erleben dürfen. Es war zugleich einer der letzten Auftritte von Alexx und Jochen in der Formation MEGAHERZ. Vielleicht sollte zumindest Alexx einigen von Euch aus dem TV bekannt sein. Als „DER CHECKER“ konnte man ihn in der gleichnamigen DMAX Doku erleben. Soweit soll es aber zu den Personen gewesen sein.
Aktuell sind sie in diesem Jahr mit dem Album „Die Hölle muss warten“ sehr erfolgreich am Start. Einige Berichte in diversen Printmedien und ein rasanter Einstieg des Albums in die Charts (Platz 3) machten mich aufmerksam. Eine gelungene Auswahl an Videos auf ihrer offiziellen Bandhomepage und ein intensives Hineinhören ins Album bei meinem Händler des Vertrauens waren die Auslöser, um dieses Album nun auch offiziell in meinen vier Wänden Eintritt zu gewähren. Es ist das erste Album dieser Formation bei mir zu Hause.
Die Nähe zur Stilistik von Rammstein ist unverkennbar, auch wenn es sicherlich den Protagonisten nicht gefallen wird, mit anderen in ein Boot gesteckt zu werden. Wer aber diesen dreckigen und provokativen Stil in der stimmigen und teilweise auch in der textlichen Umsetzung sucht, sollte sich über so einen Vergleich nicht wundern. Trotzdem können sie sich nach meinem Empfinden deutlich von der international renommierten Band der Neuen Deutschen Härte abheben. So können Eisbrecher in der melodischen Umsetzung ihrer Songs weit aus mehr bei mir Punkten. Gekonnt ziehen Sie im Album durch ihre verschiedenen kleinen Geschichten, die zeitweise den Zuhörer bis an den Abgrund stupsen mag, ohne dass dieser wirklich über die Klippe fällt. Vor allem bei den Texten der einzelnen Songs ist deutlich zu spüren, dass hier Könner am Werk gewesen sein müssen, die wieder einmal deutlich zeigen, dass auch in unserer deutschen Muttersprache Potenzial steckt, um gewisse Dinge zu umschreiben. Das ist ein ganz großes Plus bei mir!
Die Art der Abmischung der Musik mit den einzelnen Samples aus dem PC und die phasenweise härtere Gangart, die durch die Drums oder den Drumcomputer erzeugt werden, gehören bei mir zu den Glanzpunkten des Albums. Hier kann ich mir gut vorstellen, dass diese Live eine gute Atmosphäre vor der Bühne erzeugen kann. Die Mischung aus harten Deutschsongs und Balladen ist gut gewählt, wobei man bei letzteren dem Alexx sogar eine Fähigkeit zusprechen kann, diese so zu interpretieren, dass sie glaubwürdig wirken, ohne dass sie sich im Universum vom Grafen von Unheilig verlieren oder diesem in der Art vergleichbar wären. Hier geht der Wesselsky eigene Wege, die weder übertrieben schlagerhaft, noch kitschig wirken. Das ist gut so und bereichert die Szene, ohne sie zu kopieren!
Im Großen und Ganzen ist das Album eine Bereicherung meiner Musiksammlung, das vieles vereint, was vielleicht schon in meinem Plattenschrank steht, das aber auch Eckpunkte aufweisen kann, was die Produktion zu etwas eigenem macht, was es so bei anderen nicht gibt. Das zeichnet das Album aus und macht es zu einer Empfehlung meinerseits, die in meinen „Greatest Hits“ einen würdigen Platz finden wird…