Archiv für den Tag: Dezember 31, 2011

Tribute to Gary More – Siggi Schwarz

Am 06. Februar 2011 geistert eine Nachricht durch die Presse, die viele Leute aus der Musikszene und Musikfans gleichermaßen bestürzt haben sollte. Diese hatte so ziemlich denselben tenor…

„… „RIP“, Ruhe in Frieden – so lautet die Bestätigung auf Gary Moores offizieller Website. Der legendäre Gitarrist von Thin Lizzy ist tot, gestorben in Spanien – im Alter von 58 Jahren…“ [Quelle: Spiegel Online]

6 Monate später steht ein Album im Handel, was diesem Ausnahmegitarristen aus Nordirland gewidmet ist. Ob dieses nun der richtige Zeitpunkt ist, mag ich nicht entscheiden. Wann ist der richtige Zeitpunkt? Ist es falsch, sich am Grab eines Freundes mit seinen Songs zu verabschieden? Ist es falsch, wenn kurz nach dem Ableben von der Plattenfirma eine Zusammenstellung der kreativsten Phase eines Musikers im Handel erscheint? Ich werfe hier bestimmt nicht den ersten Stein, genauso wenig werde ich mich nicht als Moralapostel aufspielen. Noch dazu, wenn mich mein Gefühl nach dem ersten Hören des „Tribute to Gary More“ – Album genau das Gegenteil empfinden lässt.

Das, was in den vergangenen Monaten im Neu Ulmer Studio 2 auferstanden ist, hat sehr viel mit Leidenschaft und Respekt zu tun. Das fällt bei diesem Silberling sofort ins Auge, oder schwingt sich durch die Gehörwindungen. Der Heidenheimer Gitarrist Siggi Schwarz (Michael Schenker, Chris Thompson, Chris Norman, Frank Diez) produziert gemeinsam mit Romi Schickle (Keyboard) einen Nachruf auf einen Weltklassemusiker, der sowohl im Blues, als auch im Hard Rock seine Spuren hinterlassen hat. Hierfür holen sie sich mit Neil Murray (Bass) und Geoff Whitehorn (Gitarre) ehemalige Wegbegleiter und Freunde Moors an die Seite. Bodo Schopf (Drums) und Tom Croèl (Vocals) komplettieren das Grundgefüge der Band. Als Gäste wirken der Toto Gitarrist Steve Lukather und Saxofonist Lee Mayall (Neffe von John Mayall) an dieser Produktion mit.

Das Album „Sill got the Blues – A Tribute to Gary Moore“ von Siggi Schwarz & Friends kann man ruhig als Vermächtnis und Verneigung von Musikerkollegen gegenüber Gary Moore ansehen. Ich empfinde es zumindest bei dieser Produktion so! Mit einem Hang zur Perfektion lassen die Musiker den Geist von Gary, der uns hoffentlich noch etliche Jahrzehnte auf unserem blauen Planeten, in Form seiner musikalischen Hinterlassenschaft, erscheinen wird, wieder auferstehen. Das ist für mich eine ehrliche Geschichte, die ich allen Beteiligten so gern abkaufe. Hier spielen Kollegen, Freunde und Verehrer vom Moors musikalischem Zeugnis die Songs so nah am Original, dass selbst Gary auf seiner weißen Wolke eine kleine Träne verdrücken dürfte.

Wer mutig genug ist, sollte sich „Still got the Blues“, „Empty Rooms“, Parisienner Walkway“, „The Loner“ oder „John Boy“ anhören – dann werdet ihr diesen mentalen Ausflug meiner Gedanken nachvollziehen können. Bei diesen Songs, die allesamt einen Teil des Albums ausmachen, habe ich das Gefühl, dass Gary noch einmal zu seinen treuesten Fans Kontakt aufnimmt, um sich bei ihnen persönlich zu verabschieden. Dieses Feeling wird allein über die wundervollen Klänge der Gitarren seiner Kollegen erreicht. Das zeigt, was da für Könner am Werk sind! Aber auch die anderen Songs aus der Rock- und Hard Rock Phase können überzeugen. Nicht zuletzt durch die stimmigen Windungen von Tom Croèl, dem man die nachgesagte Ähnlichkeit in der Stimmlage zu Moore wirklich nicht absprechen kann.

Im Großen und Ganzen ist dieses Album eine würdige Hommage an den Musiker Gary Moore, auch wenn die Songs nicht von Gary selbst gespielt werden. Ich empfinde in dieser Art des Nachrufs auf einen verstorbenen Musiker einen menschlich gelungenen Umgang mit dem, was Gary Moore zu Lebzeiten erschaffen hat. Gary’s Stern ist in den letzten Jahren vor seinem Ableben in der Öffentlichkeit sicherlich ein wenig verblasst, trotzdem wird die Leuchtkraft in den nächsten Jahrzehnten ausreichen, um sein Erbe unsterblich werden zu lassen. Das Album „Still got the Blues – A Tribute to Gary Moore“ von Siggi Schwarz & Friends ist Zeugnis und Versprechen zugleich. Gut gemacht!